Die Kartäuserinsel - Das andere Sevilla
Ja, und das andere Sevilla gibt es gleich auf der anderen Flussseite der Stadt- dem Weltausstellungsgelände von 1992 auf der Isla de la Cartuja, die wie eine Insel vom Guadalquivir umschlossen wird.
Anstelle der UNESCO Weltkulturerbe, wie Kathedrale, Giralda, Real Alcazar oder vornehmer Stadtpaläste der Renaissance, die man üblicherweise während eines Sevilla Tripps besichtigt, möchte ich an dieser Stelle mal das moderne Sevilla hervorheben; und das findet man geballt im ehemaligen Kloster Nuestra Señora de las Cuevas bzw. Monasterio de la Cartuja.
Das heutige Ensemble aus Kloster, Fabrik und Königlichem Pavillon von 1992, beherbergt mittlerweile das CAAC, ein Museum für zeitgenössische Kunst. Statt meditierender Mönche, kann man Bilder auf Großleinwand oder Videoinstallationen in den restaurierten Klosterzellen oder der Kirche bestaunen. Auch wenn einem die Wechselausstellungen nicht immer zusagen, lohnt sich ein Besuch allein schon der Architektur wegen, denn hier treffen Vergangenheit und Gegenwart beladen mit viel Geschichte aufeinander.
Das Kloster, des Ordens des heiligen Bruno, wurde gegen 1400 gegründet und von den Kartäusermönchen bis 1835 bewirtschaftet. Erwähnenswert ist an dieser Stelle sicher die Tatsache, dass Christof Kolumbus nicht nur von hier aus seine 2. Reise nach Amerika plante, sondern dass er später sogar über 30 Jahre lang in der Kartause bestattet war.
Nachdem die Mönche während der französischen Fremdherrschaft enteignet wurden, fiel der Klosterkomplex in die Hände eines englischen Geschäftsmanns, Charles Pickman, der darin 1838 seine Porzellanfabrik einrichtete. Zeugnisse sind die noch 5 verbliebenen flaschenförmigen Brennöfen sowie ein Schlot, die dem Monument sein eigentümliches Aussehen verleihen.
1986 wurde die Gesamtanlage von der Junta von Andalusien anlässlich der Expo 92 eingehend restauriert. Dabei wurden die Spuren der Zeit berücksichtigt: Kloster - Fabrik - Ausstellungspavillon und nicht zu vergessen, - ausgedehnte Gärten. Einfach spannend, Kultur geballt!
Zur Zeit und bis Ende Februar 2021 läuft eine Ausstellung einer Sevillaner Künstlerin: CARMEN LAFFON (1934), La Sal
Wer sich darüber hinaus Zeit nimmt, und im besten Fall mit dem Fahrrad unterwegs ist, sollte nicht versäumen, an den noch verbliebenen Ausstellungspavillons der Expo92 vorbeizuschauen; wenn man sie dann erkennt! Die meisten der modernen Pavillons wurden nämlich 6 Monate später nach Beendigung wenn nicht abgebaut so doch umfunktioniert und bilden heute Teil eines modernen Technologieparks.
Neben der spektakulären einarmigen Brücke von Santiago Calatrava, hat dieser international bekannte Architekt auch den genialen Pavillon von Kuwait entworfen. Daneben lohnt sich das sehr spezielle Gebäude aufzusuchen, das Finnland repräsentierte. Sehenswert ebenfalls der elegante Pavillon von Frankreich oder man sucht den Pavillon von Mexiko, den ein überdimensionales X auszeichnet.
Den mit Abstand eindrucksvollsten Pavillon präsentierte jedoch Marokko. Der damalige König Hassan II machte ihn nach Beendigung der Weltausstellung Sevilla zum Geschenk. Die Stadt funktionierte das Gebäude daraufhin zum Zentrum der 3 Kulturen um - der arabischen, jüdischen und christlichen. Der Architekt war kein anderer als der Franzose Michel Pinseau, der für den marokkanischen König die zweitgrößte Moschee der Welt in Casablanca baute. Er ist darüber hinaus ein großer Kenner traditioneller islamischer Architektur, sehr schön zu sehen an der Außenverkleidung des Pavillons mit Mosaikfliesen.
Wer mehr dazu erfahren möchte, dem empfehle ich, mit mir eine Tour per Fahrrad zu buchen. Das ist nämlich die beste Möglichkeit, die Kartäuserinsel bequem und eingehend zu erkunden.