AUSSTELLUNG: PEDRO ROLDAN - BILDHAUER 1624/99

Santo Cristo de la Caridad,1673-1674. Madera tallada y policromada. Iglesia del Hospital de la Santa Caridad, Sevilla.

Regelmäßig zum Herbst überrascht uns das Museo de Bellas Artes in Sevilla mit einer Sonderausstellung, die einem der großartigen spanischen Künstler, die vorwiegend in Sevilla tätig waren, gewidmet ist. Die Ausstellung feiert diesmal den 400. Jahrestag der Geburt des Bildhauers PEDRO ROLDAN und ist bis zum 10. März zu besichtigen.

Der verantwortliche Kurator, José Roda Peña, lehrt als Professor für Kunstgeschichte an der Universität Sevilla. Seine Studien haben sich auf die Geschichte der Altarbilder und der Skulptur in Sevilla ab dem 16. Jahrhundert spezialisiert mit Schwerpunkt auf der barocken Bildsprache des 17. Jahrhunderts, insbesondere auf die Figur und das Werk von Pedro Roldán.

Gezeigt wird in der Ausstellung eine Auswahl seiner repräsentativsten Werke; die meisten davon haben ihren ursprünglichen Aufstellungsort in Nischen, Kapellen oder Altarretabeln, für die sie geschaffen waren, noch nie verlassen.

Geboren um 1624 in Antequera, Spanien, stammte er aus einer Familie von Bildhauern und Künstlern. Roldán zeigte früh großes Talent und wurde von seinem Vater, dem Bildhauer Pedro Roldán dem Älteren, ausgebildet. Seine Werke sind durch eine exquisite Detailgenauigkeit, realistische Darstellungen und eine beeindruckende Beherrschung der menschlichen Anatomie gekennzeichnet. Roldán schuf zahlreiche religiöse Skulpturen, Altarbilder und Grabmäler für Kirchen in Sevilla und anderen Teilen Spaniens. Besonders bekannt ist er für seine lebendigen Darstellungen von Heiligenfiguren, die eine tiefe Spiritualität und emotionale Ausdruckskraft ausstrahlen. Roldán trug entscheidend dazu bei, die spanische Barockkunst zu prägen und ihren Einfluss weit über die Grenzen Spaniens hinaus zu verbreiten. Pedro Roldán starb 1699, hinterließ jedoch ein beeindruckendes künstlerisches Erbe, das bis heute als bedeutender Beitrag zur spanischen Barockkunst betrachtet wird. Seine Werke sind in verschiedenen Museen und Sakralbauten erhalten geblieben und zeugen von seinem herausragenden handwerklichen Geschick und seiner künstlerischen Sensibilität.

Zu den Förderern und Kunden von Pedro Roldán gehörten Kathedralen, Orden, Pfarrkirchen, Bruderschaften, Mitglieder des hohen und niederen Klerus, Adlige, Beamte, Kaufleute und viele andere kaufkräftige Privatpersonen, die sich für den Bau von Kirchen interessieren. Man kann sagen, Frömmigkeit und Reichtum vereinigten sich im spanischen Siglo de Oro zu einem einzigartigen Mäzenatentum.

Die bekanntesten Vertreter dieses großen Meisters waren seine Tochter Luisa Roldán "La Roldana" und sein Enkel Pedro Duque Cornejo.

 

Der Diskurs der Ausstellung ist in drei wesentliche Abschnitte unterteilt, die die Entwicklung und die Merkmale seiner künstlerischen Produktion zeigen:

 

1.- Ausbildung und erste Auftragsarbeiten:

Seine erste dokumentierte und erhaltene Werkgruppe sind die Skulpturen für das Hauptaltarbild des Klosters Santa Ana in Montilla (1652-1654), die bereits den starken Einfluss des flämischen Bildhauers José de Arce auf dem Weg zum vollen Barock, mit seiner charakteristischen Monumentalität und expressiven Theatralität zeigen. Sowohl die heilige Anna als auch Maria sind von klassischer Schönheit und erinnern an römische Frauen der Flavier Zeit.

Z.B. 

Heilige Anna und das Kind 1653-54. Geschnitztes und polychromiertes Holz. Kloster von Santa Ana, Montilla, Córdoba.

Heilige Anna und das Kind

 

2.- Die Jahre des Ruhmes und der schöpferischen Fülle:

Zwischen 1664 und 1672 besuchte Pedro Roldán regelmäßig die Akademie der Schönen Künste auf, die Maler, wie Bartolome Esteban Murillo, 1660 in der Casa Lonja gegründet hatten, um nach dem Leben zu zeichnen und zu modellieren. Dort stand er in Kontakt mit den bedeutendsten Künstlern seiner Zeit, wie dem Monteur Simón de Pineda, dem Bildhauer Alonso Martínez Montañez und einer beträchtlichen Anzahl von Malermeistern, von denen viele, wie später Valdés Leal, zu regelmäßigen Polychromatikern seiner Werke wurden. In diesen Jahren schuf er zusammen mit demselben Kreis von Künstlern die wichtigsten Meilensteine seiner künstlerischen Laufbahn, die ihm großen Ruhm für die Nachwelt einbrachten.(In diesem Zusammenhang ist interessant anzumerken, dass ein Künstler in allen Gremien vertreten sein musste, wenn er ein Retabel alleine ausführen wollte. Er musste Architekt, Bildhauer und Maler sein. Und von solchen „Allround-Talenten“ gab es nur wenige, wie Michelangelo oder Alonso Cano).

Zu seinen besten Werken zählen die Skulpturen für das Altarretabel der Pfarrkirche El Sagrario oder die Skulpturen im Hospital de la Santa Caridad von Sevilla. Alle diese Werke sind von einem unglaublichen Realismus, der noch verstärkt wird durch die Polychromie. (Ein Detail am Cristo de los Dolores zeigt mit einer Grausamkeit, wie zwei Dornen der Krone auf dem Haupt Christi die Epidermis durchstoßen).

Z.B.

Cristo de los Dolores (Zuschreibung), 1681. Geschnitztes und polychromiertes Holz. Kirche des Hospitals del Pozo Santo.

Cristo de los Dolores

 

3. - Das letzte Jahrzehnt

Am 16. September 1689, als er bereits 65 Jahre alt war, erkrankte Pedro Roldán schwer. Nachdem er seine Krankheit überwunden hatte, begann er glücklicherweise das letzte Jahrzehnt seines Lebens mit einem Engagement von unzweifelhafter Bedeutung: dem Figurenprogramm für das Hauptaltarbild des Klosters Santa María de Villavicencio sowie das Altarbild für das Kloster Santa María de Jesús in Sevilla.

Seine Fähigkeit zur architektonischen Gestaltung hatte ihn bereits einige Zeit zuvor dazu veranlasst, Modelle und Entwürfe für Altaraufsätze anzubieten, obwohl er dem Gremium nicht angehörte. In Zusammenarbeit mit seinem Sohn Pedro Roldán "el Mozo" führte er, neben anderen Interventionen und Gutachten, 1690 vierundzwanzig Jaspis Säulen für die Kirche des Hospitals del Buen Suceso in Sevilla aus.

An Aufträgen aus Antequera, Sanlúcar de la Frontera und anderen Orten mangelte es seiner Werkstatt in diesen Jahren nicht. Hervorzuheben sind vor allem die Skulpturen für das Hospital de los Venerables Sacerdotes in Sevilla: Der heilige Petrus als erster Bischof auf dem heiligen Stuhl und der heilige Ferdinand III, der in diesem Jahr 2023, vor genau 775 Jahren, Sevilla christianisierte. Beide Skulpturen, sitzend auf ihrem Stuhl, sind in voller Würde und lebendig dem Betrachter zugewandt und scheinen mit ihm zu kommunizieren.

 

Z.B.

Heiliger Petrus, 1698-1699. Geschnitztes und polychromiertes Holz. Kirche des Hospital de los Venerables Sacerdotes, Erzdiözese Sevilla.

Heiliger Ferdinand, 1698-1699. Geschnitztes und polychromes Holz. Kirche des Hospital de los Venerables Sacerdotes, Erzbistum Sevilla.

Heiliger Petrus und heiliger Ferdinand III

 

Heilige Anna und das Kind 1653-54. Geschnitztes und polychromiertes Holz. Kloster von Santa Ana, Montilla, Córdoba.Cristo de los Dolores (Zuschreibung), 1681. Geschnitztes und polychromiertes Holz. Kirche des Hospitals del Pozo Santo.DetailleCristo de los Dolores (Zuschreibung), 1681. Geschnitztes und polychromiertes Holz. Kirche des Hospitals del Pozo Santo.Heiliger Petrus, 1698-1699. Geschnitztes und polychromiertes Holz. Kirche des Hospital de los Venerables Sacerdotes, Erzdiözese Sevilla.  Heiliger Ferdinand, 1698-1699. Geschnitztes und polychromes Holz. Kirche des Hospital de los Venerables Sacerdotes, Erzbistum Sevilla.